Dillinger Hüttenwerke und Saarstahl wollen in den nächsten drei Jahren 1.500 Arbeitsplätze abbauen. Auf betriebsbedingte Kündigung soll jedoch verzichtet werden. Der Fokus liegt darauf eine Einigung mit den Arbeitnehmervertretern herbeizuführen. "Die Stahlindustrie in Europa befindet sich in einer konjunkturellen und - was schwerer wiegt - in einer langanhaltenden strukturellen Krise", sagt die Stahl-Holding-Saar. Warmband zum Schleuderpreis
Auf dem Stahlmarkt kursiert eine Meldung, wonach sich ein EU-Abnehmer Warmband zu extrem günstigen Konditionen gesichert hat. Demnach soll er an einem russischen Stahlproduzenten weniger als 400 Euro je Tonne cif bis italienischer Hafen bezahlt haben, meldet "Argus". Zum Vergleich: Der Stahlpreis für Warmband aus Deutschland, Frankreich und Benelux lag zuletzt bei 451 Euro je Tonne, der für italienisches bei 430 Euro.
Ein rasche Trendwende hin zu einer besseren Lage auf dem Stahlmarkt ist so gut wie ausgeschlossen. Hintergrund ist die prekäre Lage des Verarbeitenden Gewerbe, also jenem Teil der Industrie, der federführend für die Stahlnachfrage ist. Der Einkaufsmanager-Index (PMI) sinkt auf ultraniedrige 41,4 Punkte, melden Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik und die Beratungsgesellschaft IHS Markit. Das ist der tiefste Stand seit zehn Jahren.
Die Stahlpreise fallen weiter: In Deutschland, Frankreich und Benelux hergestelltes Warmband ist aktuell für 456,50 Euro je Tonne beziehbar, berichtet Argus. Importiertes Warmband kostet in Südeuropa 415-430 Euro cfr – nach 430-445 Euro in der Vorwoche, laut Fastmarkets.
Der Stahlpreis für Warmband setzt seine Talfahrt fort. "Die Nachfrage ist schwach, und ich spreche über die Nachfrage sowohl von Händler als auch von Endverwendern. Dies ist ein Problem in ganz Europa und weltweit", zitiert Fastmarkets einen italienischen Stahlhändler. In Nordwesteuropa hergestelltes und ausgeliefertes Warmband kostete zuletzt 459 Euro je Tonne, meldet Argus.
Die Talfahrt der Stahlpreise setzt sich fort: In Deutschland, Frankreich und Benelux hergestelltes und ausgeliefertes Warmband kostete 471 Euro je Tonne per 9. September 2019, meldet Steel Benchmarker. Damit lag der Warmbandpreis 5 Euro niedriger als am 26. August 2019. Auf dem US-Stahlmarkt sank der Warmbandpreis um 8 US-Dollar auf 636 Dollar. Der mit Abstand wichtigste Kunde der Stahlindustrie, das Verarbeitende Gewerbe, kriselt auf beiden Seiten des Atlantiks.
Aktueller Stahlschrottpreis
Der Stahlschrottpreis fällt zu Monatsbeginn sturzbachartig von 282 US-Dollar (254 Euro) auf 249 Dollar (226 Euro) je Tonne. Der an der Londoner Metallbörse (LME) gehandelte Kontrakt, der die Preisentwicklung von homogenen Eisen- und Stahlschrott (Heavy Melting Steel, HMS 1/2) abbildet, notierte zu Jahresbeginn bei 300 Dollar (263 Euro). Seitdem hat er 17% verloren. Stahlproduzenten verdienen schlecht
Der Unterschied zwischen den Stahlverkaufspreisen und den Bezugspreisen für Eisenerz zeigt, wie schwer es die Stahlproduzenten haben Geld zu verdienen. Aktuell erlösen Hersteller wie ArcelorMittal und Salzgitter auf ihren Stammmärkten im Nordwesten Europas für warmgewalzten Stahl 460-470 Euro je Tonne. Eisenerz mit einem Gehalt von 62% kostet 91 US-Dollar je Tonne. Bei einem Euro-Umrechnungskurs von 1,10 US-Dollar liegt der Bezugspreis für Eisenerz damit bei 83 Euro.
Deutschlands Rohstahlproduktion lag in den ersten sieben Monaten des Jahres um 5,3% niedriger gegenüber dem Vorjahreszeitraum, teilt die Wirtschaftsvereinigung Stahl mit. Die Ausbringungen von warmgewalzten Erzeugnissen sanken um 5,4%. Der mittlere Stahlpreis für Warmband aus Nordwesteuropa sank laut Preisermittlungen von Argus seit Januar von 515 Euro auf zuletzt 462 Euro je Tonne.
Obwohl die EU-Kommission Stahlimporteuren mit einer Quotenregelung für die Türkei Knüppel zwischen die Beine wirft, fallen die Stahlpreise weiter. Warmgewalzter Stahl aus Deutschland, Frankreich und Benelux kostete zuletzt 462 Euro je Tonne ab Werk. Das ist der niedrigste Stand seitdem man die mit der Preiserhebungen des a im November 2018 begonnen habe, meldet Argus.
"Die Stahlwerke bekommen ihren Stahl – vor allem Flachstahl für die Automobilindustrie – immer schlechter abgesetzt und müssen Preiszugeständnisse machen, was die Schrottnachfrage sinken lässt und den Abwärtsdruck auf die Schrottpreise erhöht", zitiert Euwid Recycling und Entsorgung einen Schrotthändler.
Deutschlands Industriesektor steckt tief im roten Bereich. Ein spürbarer Anstieg der Stahlnachfrage dürfte damit ausfallen. "Im momentanen Umfeld waren die Industrieunternehmen verständlicherweise bemüht, ihre Lagerbestände so gering wie möglich zu halten", heißt es im aktuellen Einkaufsmanager-Bericht von des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) und IHS Markit.