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Die von der Stahllobby so vehement geforderte Abschottung des europäischen Stahlmarktes gegen Importstahl steht vor der Finalisierung. Mitte Juli könnte man die so genannten Safeguard Maßnahmen, mit denen verhindert werden soll, dass für den US-Markt bestimmter Stahl wegen Trumps Zöllen in die EU gelenkt wird, beschließen, sagt EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström. Man arbeite sehr eng mit der Stahlindustrie zusammen, um zu beurteilen, ob Umlenkungseffekte zu sinkenden Stahlpreisen führten, so Malmström.
"Im Juni war der europäische Stahlhandel weiterhin von der Unsicherheit im globalen Handel betroffen", berichtet die Metallberatungsgesellschaft MEPS. Stahleinkäufer hätten ihre Kaufentscheidungen aufgeschoben. Infolge hätten die Stahlpreise für Walzstahlerzeugnisse leicht nachgegeben, erklärt MEPS.
In Deutschland versuchten die Stahlproduzenten ihren Vertragskunden für das zweite Halbjahr höhere Preise für Flachstahlprodukte abzutrotzen. Die Stahlverwender seien der Forderung mit etwas Widerstand entgegengetreten, berichtet die Metallberatungsgesellschaft MEPS. Am Spotmarkt kam es im Juni zu einem Rückgang der Stahlpreise gegenüber dem Vormonat. In Westeuropa sank der Warmbandpreis zuletzt um 22 Euro auf 546 Euro je Tonne.
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"Solange ich politisch Verantwortung trage (...) werde ich mich dafür einsetzen, dass die Stahlindustrie in Europa eine faire Chance hat und dauerhaft in Deutschland heimisch ist". Dies sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier beim Stahldialog laut einer Reuters-Meldung. Die EU werde nicht zulassen, dass es als Folge der US-Strafzöllen zu einer Überschwemmung des europäischen Stahlmarktes durch Importe aus anderen Ländern komme, so der Minister.
Der Stahlpreis für in Nordeuropa produzierten Betonstahl lag per 13. Juni 2018 bei 535-545 Euro je Tonne. Damit war der Betonstahlpreis auf dem gleichen Niveau wie in der Vorwoche, kostete aber etwas weniger gegenüber Ende Mai, als die Preisspanne bei 535-550 Euro gelegen hatte.
Der Gegenwind für die Konjunktur in Deutschland wird stärker. Nachdem in der letzten Woche bekannt wurde, dass der Auftragseingang der Industriebetriebe den vierten Monat in Folge gefallen ist, trübt sich nun der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen ein. Der Ausblick für die nächsten sechs Monate habe sich deutlich verschlechtert, stellen die Mannheimer Konjunkturforscher fest.
Auf dem wichtigsten Stahlmarkt der Welt haben die Preise deutlich angezogen. Der meistgehandelte chinesische Betonstahlkontrakt kletterte in den letzten zweieinhalb Monaten von 3.163 Yuan (408 Euro) auf 3.801 Yuan (503 Euro) je Tonne. Der Stahlpreis für Warmband erhöhte sich von 3.340 Yuan (431 Euro) auf 3.934 Yuan (520 Euro).
Die deutsche Industrie wird von einer Auftragsflaute heimgesucht. Der Auftragseingang sank im April überraschend deutlich um 2,5%, teilt das Statistische Bundesamt mit. Es ist bereits der vierte Rückgang in Folge. Besonders schwach zeigt sich die Nachfrage aus dem Inland, wo ein Minus von 4,8% steht. Dies ist ein Indiz dafür, dass der schwache Jahresauftakt der deutschen Wirtschaft eben nicht auf Grippewelle etc. zurückzuführen ist, sondern das mehr dahinter steckt. Der Konjunkturzyklus in Deutschland ist in einem späten Stadium.
Der Stahlpreis für in Nordeuropa hergestellten und ausgelieferten warmgewalzten Stahl tritt weiter bei 560-580 Euro je Tonne auf der Stelle. Ohne die von der EU angekündigten und bereits seit März laufenden Safeguard-Maßnahmen hätte sich die Stahlpreisentwicklung wohl nach unten bewegt. Stahleinkäufer bezögen hauptsächlich europäischen Stahl, um Risiken in Verbindung mit der anstehenden Entscheidung über protektionistische Maßnahmen der EU-Kommission zu vermeiden, berichtet Metal Bulletin.

Die deutschen Stahlproduzenten wollen ihre Schäfchen ins Trockene bringen. Hintergrund sind sprudelnde Gewinne. Die Stahlindustrie ist dabei das beste Jahr seit 2008 einzufahren. Und so geht es aktuell auch darum, die US-Strafzölle als Vorwand zu nehmen, um sich ausländische Konkurrenz vom Leib zu halten und Preissetzungsmacht zurückzuerlangen.
Es gebe bereits Hinweise, dass für die USA bestimmter Stahl wegen der zusätzlichen US-Zölle nach Europa umgeleitet werde", sagt EU-Handelskommissarin Malmström. Bereits im Juli könnte Brüssel protektionistische Maßnahmen verhängen, um die europäische Aluminium- und Stahlindustrie zu schützen, kündigt Malmström laut einer Reuters-Meldung an.
Der teilstaatliche Salzgitter-Konzern, an dem das Land Niedersachsen einen Anteil von 26,5% hält, fordert, den EU-Stahlmarkt weiter abzuschotten. Nach dem Inkrafttreten der US-Strafzölle sei es notwendig "kurzfristig geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die EU-Stahlindustrie vor umgelenkten Stahlmengen zu schützen", sagt Konzernchef Heinz Jörg Fuhrmann dem Tagesspiegel. Er wolle die Gunst der Stunde nutzen, um das Stahlangebot in der EU zu verknappen und die Stahlpreise zu erhöhen, meinen Kritiker.
Jetzt ist der US-Stahlmarkt abgeriegelt. Die Trump-Regierung verhängt pauschale Strafzölle auf die Einfuhr von Stahlprodukten in Höhe von 25%. Der Stahlpreis für in den USA gefertigtes und ausgeliefertes Warmband klettert über die 1.000 US-Dollar-Marke.