Stahl-Aufwärtstrend intakt, aber EU-Stahlindustrie unter Druck
Die europäische Stahlindustrie steht vor der nächsten Belastungsprobe: Nach den bereits bestehenden US-Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte verschärfen nun neue Importzölle auf Autos und Autoteile die Lage. Die US-Regierung unter Donald Trump hat angekündigt, ab dem 2. April 2025 Zölle in Höhe von 25 % auf importierte Fahrzeuge und Ersatzteile zu erheben. Schon einen Tag später sollten die Kosten für US-Importeure steigen – mit weitreichenden Folgen für die europäische Industrie.
Autoindustrie als zweitgrößter Stahlverbraucher betroffen
Die Autoindustrie ist mit einem Anteil von 17 % am Stahlverbrauch der zweitgrößte Abnehmer von Stahl in der EU. Wenn der Absatz europäischer Fahrzeuge auf dem US-Markt zurückgeht, reduzieren die Hersteller ihre Produktion – und damit auch ihren Bedarf an Stahl. Dieser Effekt betrifft nicht nur große Autohersteller, sondern auch Servicezentren, Zulieferer und Betriebe entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
EU-Stahlhersteller stehen unter Druck
Bereits am 12. März hatten die USA Importzölle von bis zu 25 % auf Stahl, Aluminium und bestimmte Produkte mit Metallanteilen aus der EU und anderen Ländern eingeführt.
2024 war die europäische Stahlindustrie von harten Einschnitten betroffen: 9 Millionen Tonnen Kapazität wurden geschlossen, 18 000 Arbeitsplätze abgebaut.
Die neuen Autozölle treffen die Stahlbranche indirekt, aber massiv: Weniger Autoproduktion bedeutet weniger Nachfrage nach Flachstahl, Speziallegierungen und bearbeiteten Halbzeugen. Damit verschärft sich die ohnehin angespannte Situation in Europas Stahlsektor weiter.
Ende des Aufwärtstrends?
Mit sinkender Nachfrage aus der Automobilbranche könnte der Preisdruck auf europäische Stahlerzeugnisse steigen. Gleichzeitig sorgen hohe Energiepreise, CO₂-Kosten und globale Überkapazitäten für strukturelle Wettbewerbsnachteile. Ohne politische Gegenmaßnahmen droht ein weiterer Rückbau industrieller Wertschöpfung in Europa.

Seit Anfang November 2024 bewegte sich der Preis für warmgewalzten Stahl in Nordeuropa zunächst seitwärts bis leicht abwärts.
Im Januar 2025 setzte eine allmähliche Aufwärtsbewegung ein.
Anfang Februar kam es zu einem ersten deutlichen Preissprung auf 610 €/t. Nach einer kurzen Konsolidierungsphase folgte Ende Februar ein zweiter, noch stärkerer Anstieg. Die Preise zogen auf 640 €/t an.
Im März setzte sich die Aufwärtsbewegung fort, jedoch in flacherem Tempo. In der ersten Aprilwoche erreichte der Markt ein neues Hoch bei 650 €/t.