Die Inflationsrate in Deutschland ist im Oktober angetrieben von einem deutlichen Anstieg der Energierpreise (+8,9%) auf den höchsten Stand seit zehn Jahren geklettert. Der Eisenerzpreis, ebenfalls ein wichtige Kostenfaktor für die Stahlindustrie, steigt mit 76,70 US-Dollar je Tonne auf ein 7-Monatshoch. Erschwerend kommt der weiche Euro hinzu, der die Rohstoffrechnung der Stahlproduzenten weiter in die Höhe treibt. 1 Euro kostet aktuell 1,13 US-Dollar - nach 1,23 im 1. Quartal 2018.
Der zweitgrößte Autohersteller der USA ächzt unter hohen Stahlpreisen. Die von Präsident Trump verhängten Strafzölle auf Stahl hat Ford bisher eine Milliarde US-Dollar gekostet. Die Stahlpreise in den USA sind die höchsten auf der Welt. US-Warmband hat sich im laufenden Jahr um 28% verteuert. Der Stahlpreis für Warmband aus US-Hochöfen lag per 8. Oktober 2018 bei 940 US-Dollar je Tonne (1.000 kg). In China zahlen Stahlverwender wie Autohersteller lediglich 519 Dollar, in Westeuropa 622 Dollar. (Quelle: Steel Benchmarker).
Die Stahlpreise für warmgewalzten Stahl aus EU-Hochöfen sind in der laufenden Woche weitgehend stabil geblieben, berichtet Fastmarkets. Obwohl der von günstigerem Import-Warmband aus der Türkei ausgehende Preisdruck etwas nachgelassen habe, zeigten die EU-Warmbandpreise keine Anzeichen einer Erholung. Dies rühre aus einer niedrigen Nachfrage her. Die Stahlkäufer haben noch genügend auf Lager. In Westeuropa lag der Warmbandpreis zuletzt bei 541 Euro je Tonne, was aus der Sicht der Stahlproduzenten zu wenig sein dürfte.
Weiterlesen:
Aktuelle Stahlpreise pro Tonne (1.000 kg) - Westeuropa/USA
Der Stahlpreis für Betonstahl aus nordeuropäischen Hochöfen beträgt aktuell 550-570 Euro je Tonne. Damit geht die Stahlpreisentwicklung in die dritte Woche, in der sie auf der Stelle tritt. Die Betonstahlnachfrage sei robust. Hinzu kämen höhere Stahlschrottpreise, berichtet Fastmarkets.
Europäische Produzenten werden es künftig schwerer haben ihr trotz Stahlzöllen weiterhin rentables US-Exportgeschäft aufrechtzuerhalten. Die US-Stahlpreise sind einen Schritt davor in eine Abwärtsspirale zu fallen. Der US-Warmbandpreis sank seit Juli um 11,1%, meldet metalbulletin.com. Man müsse nun abwarten, ob eine dem US-Stahlproduzenten Nucor ausgehende Preiserhöhungsinitiative die Talfahrt stoppen würde.
Nach den USA, der EU schottet nun auch die kanadische Regierung den heimischen Stahlmarkt ab. Sie verhängt Strafzölle in Höhe von 25% auf sieben Produktkategorien. Betroffen sind:
- Grobblech,
- Betonstahl,
- Röhrenstahl,
- warmgewalzte Bleche,
- vorlackierter Stahl,
- Edelstahldraht und
- Walzdraht.
Die Stahlschrottpreise in Deutschland sind wegen eines hohen Schrottangebots und sinkenden Exportpreisen im September gefallen. Der Lagerverkaufspreis für Stahlneuschrott der Sorte 2/8 sank um 12,70 Euro auf 254,80 Euro je Tonne.
Der Stahlpreis für Betonstahl aus nordeuropäischer Produktion liegt Anfang Oktober 2018 bei 550-570 Euro je Tonne. "Wir sehen eine gute Nachfrage und unsere Auftragsbücher schauen für Oktober sehr gut aus", zitiert Fastmarkets einen Betonstahlproduzenten. In Südeuropa kostet Betonstahl 530-545 Euro. Auch hier laufen die Geschäfte ordentlich. Die Hersteller berichten über einen regelmäßigen Orderfluss.
Die Stahlpreise für Edelstahl in der EU werden weiter sinken, prognostiziert die Metallberatungsgesellschaft MEPS. Hintergrund sind fallende Legierungszuschläge im Oktober. Auch für November seien bereits Abschläge angekündigt. Edelstahlproduzenten versuchten trotz niedrigen Legierungszuschläge sinkenden Edelstahlpreise entgegenzutreten, was sich allerdings wegen des gegenwärtig schwachen Marktumfeldes als schwierig erweisen dürfte.
Die Stahlproduzenten haben einen Angebotsüberhang auf dem Stahschrottmarkt genutzt, um ihre Kostenbasis zu senken. "Die Stahlwerke konnten in den Septemberverhandlungen mit den Schrotthändlern teils deutliche Preisabschläge heraushandeln", berichtet Euwid Recycling und Entsorgung. Neben dem hohen Schrottaufkommen erschwerten gesunkene Exportpreise den Schrotthändlern das Geschäft. Es ist aber bereits Besserung in Sicht. Für Oktober sei mit stabilen Schrottpreisen zu rechnen.
Höhere Stahlpreise für Warmband aus europäischen Hochöfen sind ganz offenbar vom Tisch. Die Preise für warmgewalzten Stahl (Hot-Rolled Coil) dürften laut einem neuen Ausblick von Metal Bulletin im 4. Quartal 2018 sinken. Hintergrund sei ein erhöhtes Aufkommen von Importstahl sowie ein unterdurchschnittliches Transaktionsvolumen zwischen Stahl-Verkäufern und Stahlverwendern.
Zum Thema: Aktuelle Stahlpreise pro Tonne (1.000 kg) - Westeuropa/USA