Stahlindustrie mit teurer Rohstoffrechnung
Die Inflationsrate in Deutschland ist im Oktober angetrieben von einem deutlichen Anstieg der Energierpreise (+8,9%) auf den höchsten Stand seit zehn Jahren geklettert. Der Eisenerzpreis, ebenfalls ein wichtige Kostenfaktor für die Stahlindustrie, steigt mit 76,70 US-Dollar je Tonne auf ein 7-Monatshoch. Erschwerend kommt der weiche Euro hinzu, der die Rohstoffrechnung der Stahlproduzenten weiter in die Höhe treibt. 1 Euro kostet aktuell 1,13 US-Dollar - nach 1,23 im 1. Quartal 2018.
Die Stahlpreise für Walzstahlerzeugnisse in Deutschland waren im Oktober weitgehend stabil. Es gab es einige kleinere Preisanpassungen nach unten, berichtet die Metallberatungsgesellschaft MEPS. Stahlproduzenten versuchten weiterhin die Verkaufspreise zu erhöhen. Diese geschehe im Lichte einer gute Stahlnachfrage. Die Lagerbestände der Stahl-Service-Center seien recht hoch, Importstahl etwas günstiger als vergleichbares Material aus europäischen Hochöfen.
Stahlproduzenten drohen von Überkapazitäten eingeholt zu werden. "Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der letzten 2-3 Jahre, war die Sache (mit den Überkapazitäten) beinahe verschwunden", zitiert Reuters Voestalpine-Chef Wolfgang Eder. Weil es den Anschein habe, dass der Gipfel des Konjunkturaufschwungs überschritten sei, stünde das Thema nun aber wieder auf der Tagesordnung, so Eder.
Die Stahlpreise für warmgewalzten Stahl aus europäischen Hochöfen sind in der laufenden Woche gesunken. "Die Käufer haben genügend Material auf Lager und warten ab, bis der Preistrend klarer wird, bevor sie weitere Bestellungen aufgeben, zitiert Fastmarkets einen Vertreter aus der nordeuropäischen Stahlbranche. Entscheidend ist, zu welchen Verkaufspreisen die Stahlproduzenten künftig die Automobilindustrie beliefern. Wenn diese Lieferverträge abgeschlossen sind, dürfte sich ein Trend bei den Stahlpreisen etablieren.
Die deutlich schwächer als erwartete Entwicklung des Stahlpreises für Warmband setzt sich fort. Er sinkt um 1 Euro auf 540 Euro je Tonne per 22. Oktober 2018, meldet Steel Benchmarker. Damit ist Warmband aus westeuropäischen Hochöfen so günstig wie letztes Mal im Dezember 2017.

Der Eisenerzpreis klettert auf den höchsten Stand seit sieben Monaten. Die Tonne mit einem Gehalt von 62% verteuert sich auf 74,31 US-Dollar. Zum aktuellen Euro-Wechselkurs von 1,15 Dollar ergibt sich damit ein theoretischer Bezugspreis für europäische Stahlproduzenten von 64,62 Euro. Im März 2018, als der Euro 1,24 Dollar kostete, waren es 59,93 Euro.
US-Stahlzölle treffen Ford mit voller Wucht
Der zweitgrößte Autohersteller der USA ächzt unter hohen Stahlpreisen. Die von Präsident Trump verhängten Strafzölle auf Stahl hat Ford bisher eine Milliarde US-Dollar gekostet. Die Stahlpreise in den USA sind die höchsten auf der Welt. US-Warmband hat sich im laufenden Jahr um 28% verteuert. Der Stahlpreis für Warmband aus US-Hochöfen lag per 8. Oktober 2018 bei 940 US-Dollar je Tonne (1.000 kg). In China zahlen Stahlverwender wie Autohersteller lediglich 519 Dollar, in Westeuropa 622 Dollar. (Quelle: Steel Benchmarker).
Thyssenkrupp muss wegen niedrigen Pegelständen des Rheins seine Stahlproduktion drosseln. Das Duisburger Stahlwerk erhalte nicht mehr ausreichend Rohstoffe, teilt der Konzern mit. Die Einschränkungen dürften die Ergebnisse von Thyssenkrupp deutlich belasten, zitiert die Rheinische Post den Stahlexperten Seth Rosenfeld von der Bank Jefferies.
Warmbandpreise Europa
Die Stahlpreise für warmgewalzten Stahl aus EU-Hochöfen sind in der laufenden Woche weitgehend stabil geblieben, berichtet Fastmarkets. Obwohl der von günstigerem Import-Warmband aus der Türkei ausgehende Preisdruck etwas nachgelassen habe, zeigten die EU-Warmbandpreise keine Anzeichen einer Erholung. Dies rühre aus einer niedrigen Nachfrage her. Die Stahlkäufer haben noch genügend auf Lager. In Westeuropa lag der Warmbandpreis zuletzt bei 541 Euro je Tonne, was aus der Sicht der Stahlproduzenten zu wenig sein dürfte.

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Aktuelle Stahlpreise pro Tonne (1.000 kg) - Westeuropa/USA

Aktuelle Betonstahlpreise Europa
Der Stahlpreis für Betonstahl aus nordeuropäischen Hochöfen beträgt aktuell 550-570 Euro je Tonne. Damit geht die Stahlpreisentwicklung in die dritte Woche, in der sie auf der Stelle tritt. Die Betonstahlnachfrage sei robust. Hinzu kämen höhere Stahlschrottpreise, berichtet Fastmarkets.

Stahlpreis-Konvergenz: EU-USA
Europäische Produzenten werden es künftig schwerer haben ihr trotz Stahlzöllen weiterhin rentables US-Exportgeschäft aufrechtzuerhalten. Die US-Stahlpreise sind einen Schritt davor in eine Abwärtsspirale zu fallen. Der US-Warmbandpreis sank seit Juli um 11,1%, meldet metalbulletin.com. Man müsse nun abwarten, ob eine dem US-Stahlproduzenten Nucor ausgehende Preiserhöhungsinitiative die Talfahrt stoppen würde.
Stahlzoll-Lawine kommt ins Rollen
Nach den USA, der EU schottet nun auch die kanadische Regierung den heimischen Stahlmarkt ab. Sie verhängt Strafzölle in Höhe von 25% auf sieben Produktkategorien. Betroffen sind:
  • Grobblech,
  • Betonstahl,
  • Röhrenstahl,
  • warmgewalzte Bleche,
  • vorlackierter Stahl,
  • Edelstahldraht und
  • Walzdraht.
Stahlschrottpreise: Anstieg erwartet
Die Stahlschrottpreise in Deutschland sind wegen eines hohen Schrottangebots und sinkenden Exportpreisen im September gefallen. Der Lagerverkaufspreis für Stahlneuschrott der Sorte 2/8 sank um 12,70 Euro auf 254,80 Euro je Tonne.
Die Aktienkurse der Stahlproduzenten meistern den Ausverkauf an den Börsen den Umständen entsprechend gut. So sinken die Papiere von Thyssenkrupp zwar knapp unter 20 Euro. Sie sind aber immer noch mehr wert als Anfang September, als sie für weniger als 19 Euro gehandelt wurden. Die Salzgitter-Aktie kostet knapp 40 Euro - nach 36,80 Euro vor einem Monat.
Aus denen von Stahlproduzenten anvisierten Preiserhöhungen wird nichts. Der Stahlpreis für Warmband setzt stattdessen seine Talfahrt fort. 541 Euro je Tonne kostete der 5 Millimeter dicke und 1200-1500 Millimeter breite Stahl per 8. Oktober 2018, meldet Steel Benchmarker. Das sind 5 Euro weniger als Ende September.

Aktuelle Betonstahlpreise
Der Stahlpreis für Betonstahl aus nordeuropäischer Produktion liegt Anfang Oktober 2018 bei 550-570 Euro je Tonne. "Wir sehen eine gute Nachfrage und unsere Auftragsbücher schauen für Oktober sehr gut aus", zitiert Fastmarkets einen Betonstahlproduzenten. In Südeuropa kostet Betonstahl 530-545 Euro. Auch hier laufen die Geschäfte ordentlich. Die Hersteller berichten über einen regelmäßigen Orderfluss.

Edelstahlpreise sinken
Die Stahlpreise für Edelstahl in der EU werden weiter sinken, prognostiziert die Metallberatungsgesellschaft MEPS. Hintergrund sind fallende Legierungszuschläge im Oktober. Auch für November seien bereits Abschläge angekündigt. Edelstahlproduzenten versuchten trotz niedrigen Legierungszuschläge sinkenden Edelstahlpreise entgegenzutreten, was sich allerdings wegen des gegenwärtig schwachen Marktumfeldes als schwierig erweisen dürfte.
Stahlschrottpreise sinken
Die Stahlproduzenten haben einen Angebotsüberhang auf dem Stahschrottmarkt genutzt, um ihre Kostenbasis zu senken. "Die Stahlwerke konnten in den Septemberverhandlungen mit den Schrotthändlern teils deutliche Preisabschläge heraushandeln", berichtet Euwid Recycling und Entsorgung. Neben dem hohen Schrottaufkommen erschwerten gesunkene Exportpreise den Schrotthändlern das Geschäft. Es ist aber bereits Besserung in Sicht. Für Oktober sei mit stabilen Schrottpreisen zu rechnen.
Europäische Automobilkonzerne versuchten den Stahlpreis für feuerverzinkten Stahl (Hot-dip galvanised) zu drücken. Konkret gehe es um 50-70 Euro Preisnachlässe für Lieferungen in 2019, berichtet Argusmedia. Die Autokonzerne argumentierten, dass die Kostenbasis der Stahlwerke zurück auf dem Niveau von 2013 seien. Seinerzeit hatte feuerverzinkter Stahl um 530 Euro je Tonne gekostet. Dem hielten die Stahlproduzenten höhere Kosten für Eisenerz, Energie und einigen Legierungen entgegen.
Höhere Stahlpreise vom Tisch
Höhere Stahlpreise für Warmband aus europäischen Hochöfen sind ganz offenbar vom Tisch. Die Preise für warmgewalzten Stahl (Hot-Rolled Coil) dürften laut einem neuen Ausblick von Metal Bulletin im 4. Quartal 2018 sinken. Hintergrund sei ein erhöhtes Aufkommen von Importstahl sowie ein unterdurchschnittliches Transaktionsvolumen zwischen Stahl-Verkäufern und Stahlverwendern.
Die Stahlproduzenten werden es wegen einer verlangsamter Industriekonjunktur schwer haben, Preiserhöhungen durchzusetzen. Deutschlands Verarbeitendes Gewerbe ist angeschlagen: Trotz einem butterweichen Euro* läuft der Export schlecht. "Erstmals seit mehr als drei Jahren schlug bei Ordern aus dem Ausland ein Minus zu Buche", heißt es im neuen Einkaufsmanager-Bericht von IHS Markit.