Stahlindustrie sieht durch EU-Pläne ihre Existenz bedroht

17.10.14

Stahlindustrie sieht durch EU-Pläne ihre Existenz bedroht

Die Stahlunternehmen laufen Sturm gegen die Pläne der EU-Kommission. Ab 2020 sollen auf Unternehmen wie ThyssenKrupp, ArcelorMittal und Salzgitter weitere Kosten zukommen. Es ist geplant, die bisher frei zugeteilten CO2-Zertifikate zu streichen. Bis 2030 gehe die Hälfte der europäischen Stahlindustrie den Bach runter, sagt Voestalpine-Chef Wolfgang Eder.

Es könnte zu einem nahtlosen Übergang der Probleme kommen. Die europäische Stahlindustrie leidet aktuell nach wie vor unter den Folgen der Finanz- und Weltwirtschaftskrise 2008/09 und der wenig später einsetzenden Staatsschuldenkrise. Darüber hinaus macht den Unternehmen eine von China verursachte Stahlschwemme das Leben schwer.

Sollte die EU-Kommission ihre Absicht umsetzen, ab 2020 die frei zugeteilten CO2-Zertifikate für die Stahlindustrie zu streichen, sei der weltweite Vorsprung, den die EU-Stahlbranche als Hochtechnologie-Branche habe, gefährdet, sagt Robrecht Himpe, Vorstand für Technik bei ArcelorMittal. Auf die europäischen Stahlunternehmen kämen bis 2030 Mehrbelastungen von bis zu 100 Milliarden Euro zu.

Hohe Energiekosten sowie die rigiden CO2-Vorgaben werde in den kommenden 15 Jahren die Hälfte der europäische Stahlproduktion verschwinden lassen, prognostiziert Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine.

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"Da die Spielräume der Stahlindustrie zu CO2-Minderungen aus technischen Gründen gering sind, wird dies auf Dauer zu untragbaren Kosten für den Kauf von Zertifikaten führen – zu Lasten von Wettbewerbsfähigkeit, Investitionen und Arbeitsplätzen", warnt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Das System des Emissionsrechtehandels müsse für die Zeit nach 2020 so reformiert werden, dass die Wettbewerbsfähigkeit energieintensiver Grundstoffindustrien wie Stahl erhalten bleiben könne.

Nicht nur die Stahlindustrie leidet unter der Standortpolitik der EU. Europäische Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe und der Chemieindustrie investieren in neue Fabriken in den USA. Die Energiekosten auf den anderen Seite des Atlantiks sind deutlich geringer. Strom kostet beispielsweise nur ein Drittel so viel wie in Deutschland. Solche Investitionen werden dringend in Europa benötigt, um die Folgen der Krisen zu bewältigen.