Drei Gründe warum die Stahlindustrie am Scheideweg steht
1. Überkapazitäten im eigenen Haus"Aber auch in Europa gibt es noch immer deutlich zu viel Kapazität, meiner Einschätzung nach 30 bis 40 Millionen Tonnen", erklärte Voestalpine-Chef Wolfang Eder unlängst im Gespräch mit "Die Welt". Es sei daher schwer zu verstehen, dass in der EU trotz des seit den 80er-Jahren bestehenden strikten Subventionsverbots technologisch und umweltmäßig nicht mehr konkurrenzfähige Stahlstandorte um jeden Preis aufrechterhalten würden. Weder von der Politik noch von der Stahllobby würde dieses Thema angesprochen, klagte der neue Infineon-Aufsichtsratschef.
2. Trump-Stahlzölle
Wirtschaftvereinigung Stahl und der europäische Stahlverband Eurofer schimpfen bereits über die US-Stahlzölle, obwohl wir alle noch nicht wissen, wie die Details aussehen werden. Präsident Trump wird erst am Mittwoch den entsprechenden Erlass (Executive Order) unterzeichnen. Gut möglich, dass die Juristen im Weißen Haus noch mehr Zeit brauchen. Dass die Verbände etwas kritisieren, was noch nicht auf dem Tisch liegt, zeigt: Es geht ihnen weniger um Fakten sondern mehr um Stimmungsmache. Hinzu kommt, dass die Stahllobby keine weiße Weste hat.
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3. Gegenwind von Konjunktur und Wechselkurs
Der Konjunkturaufschwung in der Eurozone hat zur Jahreswende 2017/18 seinen Zenit überschritten. Zwar sehen die Forschungsinstitute für 2018 und 2019 immer noch sehr ordentliche Wachstumsraten von gegen 2%. Die Range von 2,5% bis 3% wird aber nicht mehr erreicht. Dabei spielt auch der starke Euro eine Rolle. Er wurde in den letzten zwölf Monaten um 17% stärker gegen den US-Dollar. Der Eurokurs kletterte von 1,05 auf 1,23 Dollar, was für die Europäer das Geschäft mit den US-Walzstahlexporten bereits erschwert.